Der VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler will Vorbild sein
Jüchen/Garzweiler - Beim Neujahrsempfang, bei dem auch Weltmeister Rainer Bonhof aus Mönchengladbach zu Gast war, präsentierte der Landesligist sein Konzept für die Zukunft. Nicht erst im Jahr 2017 müssen sich Fußballvereine überlegen, wie sie ihr Vereinsleben so gestalten, dass sie auch weiterhin attraktiv für alte und neue Mitglieder sind. Der VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler hat sich nun ein Leitbild gegeben, das er auf seinem Neujahrsempfang vorstellte. Und das ist deshalb modern, weil es in manchen Punkten eben nicht modern ist.
Der erste Teil des Abends gehörte aber jemandem, der im Fußball in Deutschland nur schwer jemanden findet, der ihm noch etwas erzählen kann, das er selbst nicht erlebt hat. Durch gute Kontakte war es den Jüchenern gelungen, Borussia Mönchengladbachs Vizepräsident, den Welt- und Europameister Rainer Bonhof, für einen kleinen Vortrag zum großen Nachbarn zu gewinnen. Der erzählte dann auch in seiner gewohnt unterhaltsamen Art aus fünf Jahrzehnten beim VfL, von den schwierigen Zeiten Ende der neunziger Jahre und wie der Verein es geschafft hat, aus der problematischen Lage zu einem so gesunden Klub zu werden.
Übertragen lässt sich das sicherlich nicht eins zu eins auf einen, wenn auch ambitionierten, Landesligisten. Das macht alleine der Blick auf die Etats deutlich. So verwies Bonhof auf die bei der jüngsten Jahreshauptversammlung verkündeten gut 160 Millionen Umsatz, während die Jüchener einen Bruttoetat von rund 250.000 Euro haben. Dennoch gibt es sicherlich Werte, bei denen sich ein A-Junior der Borussen von einem der Jüchener nicht unbedingt unterscheiden sollte.
Denn im zweiten Teil des Abends präsentierte der Zweite Vorsitzende der Jüchener, Walter Muyres, das neue Leitbild des Klubs: "Zweck des Vereins ist es - auf uns außerhalb des Sportplatzes - durch das sportliche Miteinander starke und positive Verbindungen zwischen Menschen in der Gemeinde Jüchen und darüber hinaus zu schaffen und zu fördern."
Dieses Leitbild sei die Essenz aus dem, was sich Muyres, der Vorsitzende Christoph Sommer und auch der Sportliche Leiter Lothar Holz mit ihren vielen Mitstreitern erarbeitet haben. Der Verein will jungen Menschen nicht das Handy verbieten, aber dennoch Anreize schaffen, auf dem Fußballplatz am realen Leben teilzunehmen, statt sich ausschließlich in der digitalen Welt zu bewegen. Werte wie Gerechtigkeit, Freundschaft, Vertrauen, Transparenz, Respekt, Freude, Engagement und Fair Play sollen vermittelt werden. "Auch Verantwortung spielt da eine große Rolle. Denn ich wüsste nicht, wie man bei Facebook Verantwortung für etwas übernehmen sollte", erklärte Muyres.
Niemals wollen die Jüchener ein "Söldnerverein" werden, der nur aus Spielern besteht, die keinen Bezug zu Jüchen haben. Nur dann könne ein Vereinsleben funktionieren. Demnach ist auch der Ausbau der eigenen Jugendabteilung wichtig, und hier führte Jugendleiter Mark Neuß aus, wie motiviert viele Mitstreiter in Jüchen zu Werke gehen. Entscheidend ist aber auch, dass die Verantwortlichen an der Spitze des Vereins diese Werte vorleben. Und da muss sich der Verein in keiner Weise´mehr Gedanken machen. Die Weichen für die Zukunft scheinen also gestellt. Das kurzfristige Ziel heißt nun, den Klub in der Landesliga zu halten. Den Liga-Verbleib wünschte Bonhof nicht nur den Jüchenern, von denen er eine Dauerkarte auf Lebenszeit erhielt, sondern auch seinen Borussen. HoLo